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DAS DILEMMA Das mit dem Alkohol ist so eine Sache: Einerseits sollen wir ja mittrinken und kein langweiliger Spielverderber sein. Andererseits gilt Alkohol bei vielen als gefährliches Gift. Die Meinungen gehen weit auseinander. (…) Alkohol macht nicht nur lustig, sondern leider auch unberechenbar, aggressiv und krank. Er ist oft Ursache für Unfälle, Familiendramen und sogar Verbrechen. Aber wer Alkohol strikt ablehnt, dem begegnet man oft mit Unverständnis, und wer zur falschen Tageszeit trinkt, wiederum mit Argwohn. Vormittags eine ganze Flasche Bier geht gar nicht, außer wenn man dabei im Sommer auf einem Campingplatz seinen Rasen mäht. Frühmorgens um halb sechs einen Schnaps ist allgemein ein No-Go, außer man bla¨st zur Jagd. Um 13 Uhr volltrunken zu sein ist für die meisten verwerflich - außer zum Rosenmontagszug oder am Vatertag. Interessanterweise gilt das für den Muttertag wiederum nicht. Faustregel zum Muttertag: "Bist du mittags hackedicht, stimmt was mit der Mutti nicht." Wir sehen: Nicht nur der sachgerechte Umgang mit Alkohol will gelernt sein, sondern auch die komplexen gesellschaftlichen Regeln zum Konsum. Daraus ergeben sich manchmal Missverständnisse. Wann darf man trinken? Wann sollte man vielleicht sogar mittrinken? Warum trinken wir überhaupt, und wann wird es Zeit für die Notbremse? Das wollen wir klären. Ich gehe das Thema aus tiefenpsychologischer Sicht an. Mich interessieren die seelischen und soziologischen Ursachen des Trinkens. Es gibt noch andere Herangehensweisen, etwa die biochemische, die medizinische oder die genetische. Da ich aber seit über 35 Jahren mit großem Erfolg mit meinem Ansatz auf methodische, überprüfbare Ergebnisse zurückblicke, bleibe ich in meinem Kompetenzbereich. Eine Schwierigkeit, den Alkoholismus zu begreifen, ist die fehlende allgemeingültige Definition - das kann für Verunsicherungen sorgen. Es gibt Menschen, die glauben, sie wären Alkoholiker, obwohl sie keine sind, und welche, die sich zwar nicht regelmäßig in den Rausch trinken, aber dennoch ein großes Problem haben - wenngleich auch kein körperliches. Zum anderen scheint selten jemand darauf einzugehen, dass der Grund des Trinkens einen ganz entscheidenden Unterschied auf die Verstoffwechselung von Alkohol macht: Der Lebensmittelchemiker und Wissenschaftsjournalist Udo Pollmer erza¨hlte mir vor vielen Jahren in einem Interview, es wa¨re für den Ko¨rper nicht das Gleiche, ob man nachmittags im Büro auf den Geburtstag des Chefs ein Glas Sekt trinke oder eines am Abend zu Hause aufgrund von Liebeskummer. In seinem viel beachteten Buch "Opium fürs Volk" schreibt er, dass die Beko¨mmlichkeit von Alkohol stark von der Stimmung, also dem biochemischen Zustand im Gehirn abhängt. Glückshormone oder Stresshormone haben einen großen Einfluss auf die Stoffwechselfunktionen. "Aus diesem Grunde vertragen Menschen, wenn es ihnen schlecht geht, keinen Alkohol oder werden davon schnell betrunken. Auf Beerdigungen wird eben weit weniger gepichelt als auf Hochzeiten." Fazit: Trinken Sie, wenn und solange es Ihnen gut geht, ist alles in Ordnung. Trinken Sie, DAMIT es Ihnen gut geht, könnte es riskant werden. Daher möchte ich Ihnen mit diesem Buch helfen zu erkennen, was es bei Ihnen mit dem Alkoholkonsum auf sich hat, und dadurch Ihr Trinkverhalten so zu steuern, dass Sie sich und anderen nicht schaden. Das Schwierigste dabei ist zu verstehen, dass alles ganz anders ist, als Sie vielleicht bislang dachten.

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