
Farbpigmente: Tyrischer Purpur
Aus welchen Naturmaterialien entstehen die kräftigsten Farben? Welche Farben galten als so wertvoll, dass sie Königen und Päpsten vorbehalten waren? Wann und wie wurden die ersten künstlichen Farbpigmente angefertigt?
Im Laufe der Geschichte wurden Farbpigmente aus tödlichen Metallen, giftigen Mineralien, Urin, Kuhmist und sogar zerkleinerten Insekten hergestellt. Vom Zermahlen von Käfern über das Verbrennen von Tierknochen bis hin zu Alchemie und glücklichen Zufällen enthüllt das Buch «Farbpigmente» die Ursprünge von über 50 der außergewöhnlichsten Pigmente der Geschichte.
In diesem Beitrag widmen wir uns dem Farbstoff Tyrischer Purpur.
Laut der griechischen Mythologie hat Herkules die Farbe Tyrischer Purpur entdeckt, als sein Hund mit einer purpurn gefärbten Nase auftauchte. Er stellte fest, dass die Farbe von einer Schnecke stammte, die der Hund gefressen hatte.
Tatsächlich wird die Farbe aus einem Weichtier, der räuberischen Meeresschnecke (Bolinus brandaris), extrahiert, das im Meer vor der alten phönizischen Stadt Tyros im heutigen Libanon heimisch ist.
Die Farbe war früher ausschließlich Personen mit hohem Ansehen und viel Reichtum vorbehalten. Grund dafür war, dass aus einer einzigen Schnecke nur ein Tropfen des gewünschten Farbstoffs gelöst werden konnte. Für eine Unze wurden daher rund 250 000 Schnecken benötigt. Als im römischen Reich die Herstellung des Tyrischen Purpurs seinen Höhepunkt erreicht, wurden die Fabriken aufgrund des Gestanks der toten Schnecken aus der Stadt vertrieben.
Die hohe Menge an Weichtieren, die für die Herstellung des Tyrischen Purpurs erforderlich war, machte diese Farbe zu etwas sehr kostbarem.
Die Informationen zum Farbstoff stammen aus dem Buch «Farbpigmente» von David Coles.
David Coles ist Gründer und Chefmaler der australischen Firma Langridge Artist Colors, einer der weltweit renommiertesten Hersteller von Ölfarben für Künstler:innen. Er ist regelmäßig Gastdozent an führenden Kunsthochschulen.