Gasnebelpassagen

Toni Kleinlercher: Toni Kleinlercher Meine meist konzeptiven Arbeiten erstrecken sich immer wieder über mehrere Schritte, auch beim vorliegenden Projekt ist dies der Fall. Initial bezieht sich diese Gedichtsammlung auf meine Veröffentlichung in der Reihe „experimentelle texte“ unter dem Titel „In 80 Sonnenständen durch die Wüste“, Siegen 1993. Diese Texte/Gedichte entstanden im Zuge einer Reise durch Afrika mit dem Finger auf der Landkarte. Im fiktiven Rucksack der Karl May Band „Durch die Wüste“. Etwa 25 Jahre später wollte ich mich noch einmal auf eine derartige Reise begeben. Diesmal war der Finger aber nicht auf der Landkarte, sondern auf der Tastatur meines Laptops im Suchmodus nach zentralen Begriffen in Gedichten, etwa 250 an der Zahl, die in meinem Atelier entstanden. Das Verfassen eines Gedichtes war über ein Jahr hinweg mein erster künstlerischer Output nach Betreten meines Ateliers. Angelehnt an die „Reise durch die Wüste“, begab ich mich auf eine Reise durch die deutschsprachige Online-Medienlandschaft, indem ich, nachdem ich bezüglich der zentralen Begriffe in den Gedichten, fündig wurde, die Gedichte mit Textpassagen, vornehmlich aktueller Nachrichten aus Online-Tageszeitungen, verwob: Die jeweilige Schlagzeile dieser Nachrichten wurde in verkürzter Form zum Titel des Gedichts. Der letzte dieser konzeptiven Schritte erfolgte in den letzten zwei Jahren. Die nun fertigen Gedichte ließ ich von unterschiedlichen KI-gestützten Übersetzungsmaschinen einmal ins Esperanto übersetzen und dann wieder ins Deutsche zurückübertragen. Die dadurch sich ergebenden sprachlichen Verschiebungen sind nach Dafürhalten in einem letzten Arbeitsschritt in die Gedichte eingeflossen.