SAND by Oliver Lenzen
Im Sand spiegeln sich nahezu alle Facetten der NaturSand war wohl der erste Stoff, den einst marine Organismen vorfanden, als sie den entscheidenden ersten Schritt in Richtung Land wagten. Nur im Singular gebräuchlich, ist Sand bereits die Bezeichnung einer Vielheit. Rund 70 Aufnahmen von Sandkörnern finden sich in diesem Buch, vollständig aus dem Kontext gelöst, dem Sand als solchem also entzogen. Keines dieser Individuen gleicht dem anderen. Es ist fast zu absurd, um sich vorstellen zu können, dass vermutlich keine zwei komplett merkmalsgleichen Sandkörner auf der Erde existieren. Die Diskrepanz zwischen der Uniformität der Masse und der tatsächlichen Individualität ihrer Komponenten ist besonders hervorhebenswert, wenn man sich vor Augen führt, dass Abschätzungen zufolge in jeder einzelnen Sekunde auf der Erde rund 1 Milliarde Sandkörner durch erosive Prozesse neu entstehen.Und wie wird das Sandkorn rund?Sand folgt dem Diktat der Schwerkraft. Er wird von Wasser, Eis oder Wind transportiert und von den Meeresküsten über die Ränder der Kontinentalschelfe hinweg Schicht für Schicht in den großen Becken der Tiefsee abgelagert. Auf diese Weise bilden sich in Jahrmillionen kilometerdicke Schichtpakete aus zunächst lockeren Massen, die dann nach und nach verdichtet und verbacken werden. Ganze Gebirge, die durch die unaufhaltsame Erosion abgetragen werden, finden sich zuletzt in solchen Sedimentschichten wieder. Die derart in Senken neu gebildeten Gesteine werden wiederum durch Prozesse der Plattentektonik verschoben und zu Gebirgen aufgefaltet, wo sie erneut der Erosion unterliegen und abgetragen werden. Ein am Bergkamm aus dem Sandstein freigesetztes Korn wird zu Tal gespült, der Zyklus beginnt von vorne. Zyklus für Zyklus rundet das Korn. Groben Schätzungen zufolge kann je Zyklus eine Dauer von etwa 200 Millionen Jahre angesetzt werden. Kleine, sehr gut gerundete Körner könnten auf diese Weise sieben Zyklen mit einer Gesamtdauer von 1,5 Milliarden Jahren durchlaufen haben.Bleibt die Frage, ob es mehr Sandkörner als Sterne gibt?Nein, über 85,7 Quadrillionen Sandkörnern auf der Erde spannt sich ein Himmel mit 70 Trilliarden Sternen. Sand reflects almost all facets of natureSand was probably also the first material encountered by marine organisms during their decisive first step toward land. Common only in the singular, sand is already a term for a multitude. About seventy of these are found in the preceding illustrations, completely detached from their context, i.e. removed from the sand as such. None of these individual particles is like the other. It is almost too absurd to imagine that there are probably no two completely identical grains of sand on earth. The discrepancy between the uniformity of the mass and the actual individuality of its components is particularly noteworthy when considering that, according to estimates, every single second on earth some 1 billion grains of sand are newly created by erosive processes.What does it take for the grain of sand to become round?Sand follows the laws of gravity. It is transported by water, ice or wind and deposited layer by layer from the ocean coasts across the edges of the continental shelves into the large basins of the deep sea. In this way, over millions of years, initially loose masses form kilometer-thick packs of layers, which are then gradually compacted and baked together. Entire mountain ranges, ablated by unstoppable erosion, are ultimately found in such sedimentary layers. The rocks newly formed in valleys in such a way are in turn displaced by processes of plate tectonics and folded up into mountains, where they again succumb to erosion and are worn away. The grain released from the sandstone on the mountain ridge is washed down to the valley, the cycle begins all over again. Cycle after cycle it would continue to round. According to rough estimates, each cycle could last about 200 million years. Small, very well rounded grains might have gone through up to seven cycles in this way with a total duration of 1.5 billion years or more.The remaining question is, whether there are more grains of sand or stars?No, over 85.7 quadrillion grains of sand on earth spans a sky with 70 trillion stars.
Autor: | Lenzen, Oliver |
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ISBN: | 9783864423208 |
Sprache: | Deutsch Englisch |
Seitenzahl: | 96 |
Produktart: | Kartoniert / Broschiert |
Verlag: | Snoeck |
Veröffentlicht: | 07.08.2020 |
Schlagworte: | Entdecken Fotografie, Computerkunst Mikroskopfotografie von Sand Sand Sand als ästhetisches Phänomen Sandfotos Wissenschaftsfotografie einzelne Fotografen einzelne Künstler, Künstlermonografien |
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