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KAPITEL 8: WALE UND DELFINE Meine erste Begegnung mit Delfinen findet in Florida statt, als ich ein Teenager bin. Wir besuchen dort Freunde meiner Eltern. Sie besitzen ein kleines Segelboot. Eines Nachmittags, als wir aufs Meer gesegelt sind, tauchen plötzlich aus dem Nichts einige Delfine auf. Ich bin glücklich. Man kann nicht anders, als Delfine zu lieben. Sie bringen jeden zum Lächeln.Die Delfine bleiben eine Weile lang bei uns und schwimmen neben uns her. Sie sind so nahe, dass ich ihr Schnattern und Pfeifen hören kann, ihr kräftiges Ausatmen und wie das Wasser aus ihren Blaslöchern spritzt. In ihren Augen erkenne ich die Intelligenz, mit der sie uns mustern, genauso wie bei uns Menschen. Das erstaunt mich am allermeisten. Sie nehmen uns regelrecht unter die Lupe.Ich könnte den Arm ausstrecken und sie mit meiner Hand berühren. Aber ich tue es nicht, ich spüre, dass das ein Übergriff wäre. Dass ich sie nur berühren darf, wenn sie den ersten Schritt tun. Am liebsten würde ich ins Wasser springen und wie in der Fernsehserie Flipper mit ihnen schwimmen, aber nie im Leben wäre ich darauf gekommen, dass ich das tatsächlich tun könnte.Sechs Jahre später bin ich auf dem Heimweg von meiner einjährigen Rucksackreise um die Welt. Mein letzter Halt sind die Kanarischen Inseln vor der nordafrikanischen Küste. Ich werde dort zum ersten Mal mit Delfinen schwimmen. In Indien und Thailand habe ich sie mehrfach gesehen, auf Bali bin ich sogar einem Buckelwal begegnet. Jedes Mal spüre ich, dass ich ihnen näher komme, sowohl energetisch als auch körperlich.Dann höre ich jemanden erzählen, dass es wahrhaftig möglich ist, in freier Natur mit ihnen zu schwimmen. Ich weiß, dass ich bereit bin. Die Delfine haben sich mir auch in meinen Träumen regelmäßig gezeigt: Ich bin umgeben von einem oder mehreren Delfinen; gemeinsam schwimmen und gleiten wir dahin. Die Träume sind immer wunderschön, voller Liebe. Ich erwache daraus mit einem Gefühl der Erfülltheit und Glückseligkeit.Mittlerweile habe ich das universelle Gesetz der Anziehung kennengelernt. Dass Ereignisse zu einem kommen, wenn man sie einlädt und offen für sie ist. Wissenschaftlich wird dieses Phänomen als Resonanz bezeichnet, als die verschiedenen Dingen oder Menschen innewohnende Fähigkeit, in Harmonie miteinander zu schwingen und einander anzuziehen.Ich werde der Person begegnen, die mir zeigen kann, wie man mit den Delfinen schwimmt. Ich will nicht mit in Gefangenschaft lebenden Delfinen schwimmen – sie sollen frei sein und zu mir kommen, weil sie es wirklich möchten.Es dauert nicht lange, bis ich in Thailand eine Frau treffe, die mir den entscheidenden Impuls gibt. Sie erzählt mir von einer schamanischen Heilerin, die es Menschen ermöglicht, mit Delfinen zu schwimmen. Ich weiß instinktiv, dass sie genau die Richtige ist. Sie wird für mich zu einer wichtigen Lehrerin.Wir verlassen die Küste an diesem ersten Morgen in einem kleinen Gummi-Dingi mit Außenbordmotor: Sali, ihr Kapitän, eine Frau mit ihren beiden Söhnen und ich. Ehe wir aufbrechen, spricht Sali ein Gebet zum Meer und bittet um Erlaubnis, dass wir das Meer und die Delfine in ihrem Zuhause, ihrem Lebensraum besuchen dürfen. Ihre respektvolle Art berührt mich. Wir singen ein Lied – sie sagt, dass die Delfine Musik lieben.Sali erklärt uns, dass wir nicht enttäuscht sein sollen, wenn die Delfine nicht kommen, dass wir nicht zu viel erwarten sollen – man weiß nie, was passiert, schließlich sind sie wild und frei. Wir sollen einfach nur den Augenblick genießen. Also tue ich genau das. Doch tief in mir spüre ich, dass sie kommen werden.Meine Intuition trügt mich nicht. Nur eine halbe Stunde später treffen wir auf eine große Gruppe von Delfinen, es sind mindestens hundert. Sie erscheinen aus dem Nichts; plötzlich sind sie da. Dieses Phänomen ist typisch für Delfine und etwas ganz Besonderes. Oft scheint es so, als ob sie aus dem Nichts auftauchen, sich materialisieren.Wir sind umgeben von wunderschönen Delfinen; mehrere Schulen kommen hier zusammen, erklärt Sali, sie spielen gern zusammen. Und wie sie spielen! Wir beobachten sie dabei, wie sie in Pirouetten umeinander herumschwimmen und sich aneinander reiben, springen, plantschen, einander jagen. Mein Herz springt vor Freude.Sali sagt uns, dass wir uns bereit machen sollen, um ins Wasser zu gehen. Vorsichtig gleite ich in den Ozean, versuche, nicht zu laut zu platschen, genauso, wie Sali es uns vorher erklärt hat. Mein Herz klopft, ich schaue mich durch meine Maske hindurch um. Ich sehe sie! Sie sind unter mir, neben, vor mir. Überall! So fließend, so multidimensional. Ich fühle mich, als wäre ich wieder mit meiner Sternenfamilie zusammen – plötzlich ist da ein Erinnerungsblitz, ein Wiedererkennen.Ein Delfin schwimmt schnell zu mir herauf. Wenn ich nicht wüsste, dass sie sanftmütige Geschöpfe sind, würde ich erwarten, dass er gleich mit mir zusammenprallt. Unmittelbar vor mir hält er an. Nur ein klein wenig näher, und er würde mich berühren. Ich fühle sein Energiefeld und spüre, dass es sich um ein Männchen handelt, weil er sehr lang ist, einer der Größten, die ich erblicken kann. Ich bemerke, dass er mir in die Augen sieht – wie auf dem Segelboot in Florida bei meiner ersten Begegnung mit einem Delfin. Eine Sekunde später schwimmt er davon.Sali hatte uns vorher gesagt, dass wir der Versuchung widerstehen sollten, hinter den Delfinen herzuschwimmen. Stattdessen sollten wir warten. Sie würden zu uns zurückkommen. Wie das Ein- und Ausatmen, wie Wellen, die heran- und wieder davonrollen, wie der Rhythmus in Freundschaften und Beziehungen, in dem man Zeit miteinander, allein und dann wieder miteinander verbringt. Auch die Delfine haben diesen Rhythmus. Der große Delfin dreht sich um und kommt tatsächlich zurück. Nur, um ein paar Sekunden später wieder davonzuschwimmen. Ich blicke mich um, um herauszufinden, ob da noch weitere Delfine sind. Ich sehe die anderen Leute vom Boot im Wasser. Dann, so schnell wie sie gekommen sind, verschwinden die Delfine wieder, schwimmen in die Tiefe, aus unserem Sichtfeld.Als wir uns auf dem Boot abtrocknen, erklärt uns Sali, dass dies eine sehr kraftvolle Begegnung war, weil so viele Delfine gekommen sind. Wenn sich so viele versammeln, sagt sie, handelt es sich um eine Initiation. Da jeder Delfin seinen eigenen Echoloten mit Frequenzen aufweist, deren Stärke vergleichbar mit der von medizinischen Ultraschallgeräten ist, durchdringen sie uns buchstäblich bis tief in unsere Zellkerne. Sie öffnen uns förmlich, indem sie unsere DNS-Struktur aktivieren. Und je mehr Delfine anwesend sind, desto stärker ist das Feld.Sali macht dem Meer eine Darbringung aus Kräutern, um Mutter Ozean und den Delfinen zu danken. Wir singen ein Lied für den Ozean.Wir fahren weiter. Ich sitze ruhig da, wie die anderen, und blicke auf das Meer hinaus. Keinem von uns ist nach reden zumute – so wertvoll war diese Erfahrung. Sie hallt in meinen Zellen wider.Etwa eine Stunde später sehen wir in der Nähe unseres Bootes erneut Finnen aus dem Wasser ragen. Aber dieses Mal sind sie viel größer. 'Grindwale', sagt Sali. Obwohl viele Menschen sie für Wale halten, sind Grindwale eigentlich sehr große Delfine. Diesmal ist es eine kleine Gruppe, vielleicht ein halbes Dutzend. Ihre Haut ist dunkelgrau. Sie haben schwere, plumpe Körper etwa von der Größe eines Großtransporters. Sie bewegen sich langsam.Sali holt ein paar kleine Glocken hervor und läutet sie nahe an der Wasseroberfläche. Die Grindwale scheinen das zu mögen, denn sie kommen sehr nahe ans Boot heran.Sali gibt uns durch ein Nicken zu verstehen, dass wir wieder ins Wasser steigen sollen, aber die Frau schüttelt den Kopf, ihr Gesicht ist grünlich. Sie sieht aus, als wäre sie seekrank. Die Jungen, beide Teenager, und ich bereiten uns vor. Eine Minute später sind wir im Wasser.Die Grindwale sind direkt neben uns. Erst jetzt wird mir klar, wie groß sie sind. Ich bin nicht nervös, aber ich bemerke, dass die Jungen wieder ins Boot klettern. Ich sehe Sali an, und sie bedeutet mir durch ein Nicken, dass ich allein im Wasser sicher bin. Ich vertraue diesen sanftmütigen Riesen.Ich liege im Wasser, blicke durch meine Maske und atme durch meinen Schnorchel, schwimme sehr langsam vorwärts. Ein Grindwal schwimmt zu meiner Linken neben mir her, ein anderer begleitet mich zu meiner Rechten. Wenn ich meine Arme ausstrecken würde, könnte ich sie berühren; so nahe sind sie mir. Aber wieder spüre ich, dass das ein Übergriff wäre, und widerstehe. Sie sind so groß, aber anstatt ihre Größe zu fürchten, fühle ich mich mit den beiden Grindwalen an meiner Seite gepolstert, geschützt und sicher.Dann taucht direkt unter mir ein dritter Grindwal auf, nur ein paar Fuß weiter unten. Ich spüre, dass es ein Weibchen ist. Es dreht mir seinen Bauch zu. Ehrfurcht erfüllt mich. Je ein Grindwal zu meiner Linken und Rechten, einer unter mir, der auf dem Rücken schwimmt – ich bin in tiefster Trance. So schwimmen wir vier eine ganze Weile lang, bilden eine Art Einheit.Ich spüre Energie in mich fließen, fühle, wie sich mein Körper und meine Zellen unermesslich weit öffnen. Die Grindwale kommunizieren mit mir. Ich bezeichne diesen Prozess als 'Downloaden'. Er spielt sich ohne Worte ab, doch eine große Menge an Informationen wird in mich hineintransportiert. Sie fühlen sich wunderbar an, sehr alt und voller Weisheit.Ich fange an zu zittern, und mir wird klar, dass ich bereits sehr lange im Wasser gewesen sein muss. Auch Sali muss das spüren, denn ich höre, gedämpft durch das Wasser, ihre Stimme. Im Rausch des Augenblicks kann man leicht vergessen, dass der Körper im Wasser stark auskühlt. Ich schwimme zurück zum Boot und klettere hinein. Ich zittere. Ich wickle mich in mein Handtuch und esse Obst und ein paar Nüsse, die mir Sali in die Hand drückt.Ich blicke aufs Wasser hinaus; die Wale sind noch immer da. Sie bleiben noch etwa eine halbe Stunde bei uns, genau neben unserem Boot, so als ob sie mir zurufen würden, ich solle wieder zu ihnen kommen. Aber mir ist zu kalt, ich habe noch keinen Neoprenanzug. Ich beobachte die Grindwale, spüre ihre Energie.'Sie mögen dich sehr', teilt Sali mir mit. 'Das ist etwas ganz Besonderes.' Auch ich spüre die Besonderheit dieses Ereignisses. Es ist die Art von Erlebnis, die man nur wenige Male in seinem Leben hat. Wenn man sie erkennt und nicht rationalisiert oder herunterspielt, verschieben sie die ganze Realität, die Perspektive, aus der man das Leben betrachtet, und das Gefühl dafür, wer man wirklich ist. Was die eigene Lebensaufgabe ist und wofür man in diesem Leben auf diesen Planeten gekommen ist.Jetzt bin ich mir absolut sicher, dass mein Leben immer mit Walen und Delfinen verknüpft sein wird. Ich begreife etwas, das ich zuvor oft gespürt habe, aber niemals wirklich glauben konnte, weil es so wunderbar und schön ist. Die Delfine und Wale sind ein Teil meiner Familie. 'Ja, es ist wahr', spüre ich sie sagen, 'du bist mit uns verbunden, du hast gemeinsam mit uns einige Aufgaben zu erledigen. Wir werden dir helfen, dich selbst zu heilen, und du wirst anderen helfen, durch uns zu heilen.'Die Zeit ist schnell vergangen, wir müssen jetzt zu unserem Hafen an der Küste zurückkehren. Wir singen den Walen unser Lebewohl und danken ihnen. Sie verschwinden, verstehen unsere Botschaft.Einige Minuten, nachdem sie uns verlassen haben, beginnt die Frau auf dem Boot, sich zu übergeben, obwohl die See ruhig ist. Zuckungen schütteln ihren ganzen Körper durch, obwohl sie nichts mehr im Magen hat. Ich spüre, dass ihr Zustand etwas mit den Walen zu tun hat. Als ich Sali später danach frage, bestätigt sie meinen Verdacht. 'Die Frequenzen, die die Wale von sich geben, durchdringen unser Gewebe und unsere Zellen bis in die Tiefe und spülen so alles aus uns heraus. Sie öffnen und reinigen uns.' Die Frau auf dem Boot hat sich gerade von dem Vater ihrer Söhne scheiden lassen. Sie musste all den Schmerz, die Trauer, die Wut und alle anderen Gefühle, die die Trennung in ihr ausgelöst hat, erbrechen. Sich entschlacken, von innen reinigen und schließlich loslassen.In all den Jahren, die ich nun schon mit Walen und Delfinen arbeiten darf, habe ich oft beobachtet, dass die Menschen ihr Herz öffnen, weil die Delfine und Wale diese besondere Fähigkeit haben, zu heilen. In dem Moment, in dem sie ihr Herz öffnen, kommen all die unterdrückten Gefühle hoch, die das Herz davon abhalten, das zu sein, was es eigentlich ist: aufrichtige und pulsierende Liebesenergie. Auch ich weine oft, wenn ich mit den Walen und Delfinen schwimme. Es ist die Art von Weinen, die sich einfach nur wunderbar anfühlt. Herz und Seele erwachen wieder zum Leben, füllen sich mit Liebe.Ich bin dankbar, dass es mir erlaubt ist, mit den Walen und Delfinen zu arbeiten. Ich spreche bewusst davon, dass es mir 'gestattet' ist, denn es ist auch ihre Entscheidung. Sie sind lebendige Wesen, möglicherweise viel intelligenter als wir Menschen. Ich betrachte es als Ehre. Dasselbe gilt auch für meine Arbeit mit Engeln und Geisthelfern: Ich bin dankbar, dass es mir 'erlaubt' ist, sie auszuführen.An diesem Abend träume ich von den Grindwalen. Sie sind in der Bucht vor meinem Fenster und singen ihr Lied. Sie rufen meinen Namen, erzählen mir, wie glücklich sie sind, dass ich gekommen bin. Mit ein paar Unterbrechungen träume ich die ganze Nacht über von ihnen. Dazwischen wache ich auf, liege im Bett und lausche dem Wellenrauschen.Am nächsten Morgen erzählt mir Sali, dass die Delfine und Wale die ganze Nacht über in der Bucht waren.Ich bin heimgekehrt zu meiner Familie.

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