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"Die leichte Möglichkeit des Briefeschreibens muß - bloß theoretisch angesehn - eine schreckliche Zerrüttung der Seelen in die Welt gebracht haben. Es ist ja ein Verkehr mit Gespenstern und zwar nicht nur mit dem Gespenst des Adressaten, sondern auch mit dem eigenen Gespenst, das sich einem unter der Hand in dem Brief, den man schreibt, entwickelt." Diese berühmte medienkritische Invektive aus einem Brief Kafkas an Milena steht am Ende einer zwei Jahrhunderte überdauernden Kultur, doch noch der manische Briefschreiber Kafka partizipiert an einem Kult des Briefs, der diesem einen halböffentlichen Platz am Rande der Literatur, oft als deren Variante oder als ihr Kommentar, zuweist und zur Konstitution oder Infragestellung von Autorschaft beiträgt. Fallstudien zu Autoren von Gellert bis Benn weisen dies am Schicksal von Einzelbriefen oder Korrespondenzen nach und rekonstruieren Praktiken des Schreibens und Zirkulierens von Briefen, des Archivierens, Edierens und weiterer Verwertungsstrategien, die mitunter aus einem rasch hingeworfenen Billett ein Zeugnis auktorialen Nachruhms werden ließen.
ISBN: 9783825351595
Auflage: 1
Sprache: Deutsch
Seitenzahl: 365
Produktart: Gebunden
Herausgeber: Strobel, Jochen
Verlag: Universitätsverlag Winter GmbH Heidelberg
Veröffentlicht: 01.02.2006
Untertitel: Figuren der Autorschaft in der Briefkultur
Schlagworte: Archivroman Autobiographie Autorschaft Brief Briefroman Christian Fürchtegott Deutsch Gellert Geschichte 1746-1956 Selbstdarstellung

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