
Lust auf Kohl: Zwei Sorten im Porträt
Dass der Winter vor der Tür steht, bedeutet nicht, dass wir bald in leere Gemüsebeete blicken. Denn jetzt ist Zeit für bunten Kohl. Die farbenfrohen und formenreichen Kohlsorten sind ein unterschätztes Wintergemüse. Darum zeigt Anna Weißig in «Lust auf Kohl» viele praktische Gartentipps und porträtiert über 100 Sorten. Einige davon stellen wir Ihnen hier im Folgenden vor. Das Buch vermittelt das notwendige Wissen, um ganzjährig Kohl im Garten anzubauen und zu ernten, Schädlinge zu erkennen, Kohl einzulagern, aber auch um Kohl selbst zu vermehren.
GRÜNKOHL, KRAUSKOHL, WINTERKRAUSKOHL
Grünkohl ist der Klassiker schlechthin, wenn es um Wintergemüse geht. Zu Recht, denn der Grünkohl gehört zu den kältetolerantesten Gemüsekulturen. Ganz ohne den Schutz durch ein Frühbeet, Gewächshaus oder Folientunnel können einige Grünkohlsorten Temperaturen von bis zu -15 Grad Celsius ohne Schaden überstehen.
Ausgesät wird der Grünkohl bis Mai, durch eine frühere Aussaat sind die Pflanzen im Spätherbst schon deutlich größer. Die Jungpflanzen werden von Juni bis Anfang August in die Freilandbeete gepflanzt.
Der Pflanzabstand ist sortenabhängig. Große Sorten brauchen Pflanzabstände von bis zu 50 x 50 cm, kleinere Sorten einen Abstand von 30 x 30 cm.
Beerntet werden die Grünkohlpflanzen blattweise von unten nach oben, alternativ kann auch die komplette Blattmasse einer Pflanze auf einmal geerntet werden. Durch regelmäßiges Abernten der unteren Blätter («Endblättern») im Sommer wird das Längenwachstum des haupttriebs gefördert und die Grünkohlpflanzen entwickeln sich palmenartig. Im Frühling (Februar/März) des zweiten Jahres treiben an den Blattansätzen kleine Seitentriebe aus. Diese Mini-Palmen, die in alten Gartenbüchern «Kohl-Keimchen» genannt werden, lassen sich genauso verwenden wie Flower Sprouts und sind besonders zart und süß.
Viele der vor allem hochstämmigen alten Grünkohlsorten sind für den gewerblichen Grünkohlanbau ungeeignet. Die Erntemaschinen können die hohen und ungleichmäßig hochwachsenden alten (Land-)Sorten nicht beernten, der erhöhte Arbeitsaufwand bei geringeren Erträgen macht viele alte Grünkohlsorten unattraktiv für die kommerzielle Nutzung. Der Fortbestand dieser Sorten ist einzelnen Erhaltern und Initiativen zu verdanken.
Midnight Sun
Die Sorte «Midnight Sun» ist ein besonders attraktiver Grünkohl mit violetten Blättern und grünen, gekräuselten Blatträndern. Die Blattnerven und Blattstiele sind auffallend rosa. Die Pflanzen erreichen eine Wuchshöhe von 90 cm und sind sehr frostfest.

Foto: Shutterstock, Peter Turner Photography
Lerchenzunge, Hamburger Palme
Die «Lerchenzunge» ist mit 80-100 cm eine mittelhoch werdende historische Sorte. Sie hat auffallend lange und schmale grüne Blätter, die stark gekraust sind. Sie zeichnet sich durch eine besonders gute Frostfestigkeit aus. Die Lerchenzungen gehören zu einigen wenigen Gemüsesorten, die die Zusatzbezeichnung «Hamburger Markt» tragen. Diese Zusatzbezeichnung war eine Auszeichnung für besonders gute Sorten, welche etwa ab 1885 für die Hamburger Küche, die in dieser Zeit einen besonders guten Ruf genoss, empfohlen wurde.

Foto: Anna Weißig
Im Buch werden noch viele weitere Grünkohlsorten porträtiert.
WIRSING, WIRZ, WELSCHKRAUT
Der Wirsing ist ebenfalls eine weit verbreitete Kopfkohlart. Vermutlich entstand der Wirsing durch eine Kreuzung von Weißkohl und Palmkohl. Im Gegensatz zum Rotkohl und Weißkohl zeichnet sich der Wirsing durch kräuselige Blätter aus. Es gibt Wirsingsorten, die frosthart sind und Temperaturen von -10 Grad Celsius unbeschadet überstehen können.
Die Aussaat der Frühsorten geht von Februar bis Anfang März, Sommersorten und Herbstsorten werden von März bis April gesät.
Gepflanzt werden die Jungpflanzen in einem Abstand von 50 x 50 cm.
Eisenkopf
Der «Eisenkopf» ist eine historische Frühwirsingsorte, die es schon seit mindestens 1897 gibt. Die mittelgroßen Köpfe werden im Sommer geerntet. Die Sorte «Eisenkopf» ist nicht lagerfähig, da die Blätter sehr zart sind und schnell welken.

Foto: Anna Weißig
Violaceo di Verona
Diese Sorte ist ein mittelgroßer Herbstwirsing mit feinen, wenig gekrausten Blättern. Leichte Fröste werden problemlos ausgehalten, Kälte färbt die äußeren Blätter violett. Die inneren Blätter bleiben hellgrün. Diese Sorten kann auch gut eingelagert werden.

Foto: Anna Weißig
Mehr Wirsingsorten werden im Buch vorgestellt.
Anna Weißig ist studierte Landschaftsökologin und Gärtnerin aus Leidenschaft. Ihre Begeisterung gilt den Gärten, in denen auch im Winter noch frisches Gemüse geerntet werden kann. Sie lebt in Greifswald, Deutschland.