Stop-Motion-Film: Die Geisterstunde-Knetanimation
Was bedeutet eigentlich Stop-Motion?
Bei einem Stop-Motion-Film nimmt man Einzelbilder (sogenannte Frames) von unbewegten Objekten auf. Für jede Aufnahme verändert man das Objekt oder seine Position nur wenig. Werden die Bilder anschließend schnell hintereinander abgespielt, sieht es für die Zuschauer aus, als würden sich die Objekte bewegen. Unser Gehirn füllt sozusagen die Lücken zwischen den Einzelbildern.
Auf der Stop-Motion-Technik basieren z. B.:
- Zeichentrickfilm
- Legetrickfilm (Cut-out-Animation)
- Silhouettenanimation
- Knetanimation (Claymation)
- Puppentrickfilm
- Pixilation (Animation von Personen)
- Brickfilm (mit Legosteinen; von englisch Brick = „Baustein“)
In dem folgenden Ausschnitt aus dem von Buch «Kinder-Werkstatt Animation» von den Autorinnen Eva Hauck und Dorina Tessmann tauchen wir zusammen in eine dieser Stop-Motion-Techniken: nämlich in die Knetanimation.
In einer Knetanimation (englisch Claymation) sind die Hauptdarsteller Figuren aus Knete. Sie werden von Bild zu Bild verformt, sodass sich in der fertigen Filmsequenz eine flüssige Bewegung ergibt. Man kann die Figuren allein aus Knete herstellen oder die Knete mit einem Drahtskelett stabilisieren. Elisas Gespenst in diesem Beispiel kommt ohne Drahtskelett aus, weil es auf seiner breiten Standfläche stabil steht.
Im Unterschied zu einem Legetrickfilm wird man eine Knetanimation nicht bis ins Kleinste vorbereiten können. Das Besondere dieser Technik ist ja, dass die Figuren ihre Formen von Bild zu Bild verändern. Man ist also während der Aufnahme ständig damit beschäftigt, neu zu kneten und zu formen. Wesentlich einfacher wird das Ganze, wenn einem jemand zur Seite steht und die Kamera bedient, während man knetet.

Elisas Gespenst.
MATERIAL für eine Knetanimation:
– Zeichenpapier für ein Storyboard
– Schere
– Fineliner
– Knete in verschiedenen Farben
– Schuhkarton
– Holzplatte
– Acrylfarben
– Pinsel
– Smartphone oder Tablet mit Stop-Motion-Software *
– evtl. Tischstativ
– Malerkrepp (Klebeband)
– 2 Schreibtischlampen

Elisas Storyboard zu ihrer Gespenstergeschichte.
STORYBOARD – von der Idee zum Film:
Eine zündende Idee – die ist das A und O. Hat man eine überzeugende Story gefunden, ist die Umsetzung im Film meistens ganz leicht. Um zu überprüfen, ob eine Story funktioniert und sich umsetzen lässt, nutzt man am besten ein Storyboard: Das bedeutet die Geschichte in Form von Einzelbildern zeichnerisch festhalten.
TIPP zur Kulisse:
Für eine Gespenstergeschichte kann man sich tolle Kulissen ausdenken. Als Set dient einem beispielsweise ein nach vorne offener Schuhkarton, dessen Wände man mit Acrylfarben bemalen kann.

©Uli Staiger/ die licht gestalten
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Elisas Stop-Motion-Film beginnt mit der Aufnahme eines großen gemalten und ausgeschnittenen Ziffernblatts. Das ist eine Legetrickaufnahme, für die man ein zweidimensionales Filmset aufbaut und mit der Kamera von oben (mit Hilfe eines Tischstativs) aufnimmt. Doch wenn die Uhr zwölf geschlagen hat, wird’s spooky: Knetraupen kommen jetzt ins Spiel, verschlingen sich zu einer Kugel und werden schließlich zum Gespenst, das schaurig „Buuuhh!!!“ heult.
Mit dem Glockenschlag um ein Uhr wird der Geist kleiner und kleiner, bis er am Ende ganz im Boden verschwindet. Das Filmset für die dreidimensionalen Aufnahmen der Knetfiguren sieht anders aus als bei den 2-D-Techniken. Die Kamera ist nun nach vorn ausgerichtet statt von oben nach unten. Mit Malerkrepp-Klebeband markiert man die Position des Stativs, damit sich die Einstellung nicht ungewollt ändert. Beleuchtet wird das Set dieses Mal von vorne. Mit zwei Schreibtischlampen erzielt man eine maximale Ausleuchtung.
Das Besondere an der Claymation-Technik ist, dass Figuren eine völlig andere Form annehmen können – wie in unserem Beispiel die Knetraupen, die sich zur Kugel und zum Gespenst verwandeln. Man nennt das „morphen“. Außerdem kann man Figuren verschwinden lassen, indem man vor jeder neuen Aufnahme jeweils unten an der Figur eine Scheibe abschneidet. In unserem Beispiel verschwindet der Geist auf diese Weise am Ende der Geisterstunde.
Für den Abspann hat Elisa noch einmal eine Animation mit Knetraupen gewählt, die jetzt allerdings die Buchstaben des Wortes „ENDE“ bilden.
Und so schaut der ganz fertige Film dann aus:
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Hinweis zur Aufnahme mit Smartphone oder Tablet
Um einen Stop-Motion-Film aufzunehmen, kann man die Webcam eines PCs, eine Digitalkamera, ein Tablet oder ein Smartphone einsetzen. Für die Filme in diesem Buch wurde vor allem mit Smartphones gearbeitet und die App „Stop Motion Studio Pro“ verwendet. Die Anleitungen für Aufnahme und Nachbereitung der Filme beziehen sich deshalb auf diese Software. Im Buch wird also auch erklärt, wie mit Hilfe dieses Programmes Geräusche (z.B. der Glockenschlag) hinterlegt oder eine Sprechblase in das Filmprojekt eingefügt werden können.
Natürlich können auch andere Stop-Motion-Programme verwendet werden, möglicherweise muss da aber jeweils etwas herumprobiert werden, um dieselben Ergebnisse zu erzielen.
Eva Hauck war einige Jahre als Lektorin mit Schwerpunkt Kreatives Gestalten in einem Publikumsverlag tätig. Heute arbeitet sie im eigenen Redaktionsbüro in Berlin als Autorin, freie Lektorin und Stylistin.
Dorina Tessmann ist eine in Berlin lebende Illustratorin. Ihre Arbeiten erschienen in zahlreichen Büchern, Zeitschriften und Spielen im In- und Ausland. Seit mehreren Jahren gibt sie ihr Wissen und ihre Begeisterung in Kreativkursen an kleine und große Gestalter weiter.