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Weben ohne Webrahmen kann viele Vorteile haben: man benötigt kein platzraubendes Material und Werkzeug, oft passt alles sogar in die Hosentasche. Zudem kann man praktisch von überall aus loslegen. Genau deshalb eröffnet Kerstin Neumüller in ihrem neuen Buch «Einfach weben» … Weiterlesen →

Weben ohne Webrahmen kann viele Vorteile haben: man benötigt kein platzraubendes Material und Werkzeug, oft passt alles sogar in die Hosentasche. Zudem kann man praktisch von überall aus loslegen. Genau deshalb eröffnet Kerstin Neumüller in ihrem neuen Buch «Einfach weben» eine Welt jenseits raumfüllender Webstühle und klassischer Webrahmen.

Darin zeigt sie, wie man mit einfachen Mitteln schöne Bänder in verschiedenen Mustern, ein Stiftemäppchen in Leinwandbindung, Küchenhandtücher auf einem Rückenband-Webrahmen, eine Laptop-Hülle und viele weitere Accessoires herstellen kann. Im Folgenden zeigen wir Ihnen, die Anleitungen für drei bezaubernde Bänder in verschiedenen Kettripsmustern.

Weben mit dem Gatterkamm
Bevor wir mit der Anleitung loslegen, lohnt es sich, uns das Weben mit dem Gatterkamm näher anzuschauen:
Ein Gatterkamm ist ein Werkzeug, in das die Kette eingefädelt wird und das ein Fach bildet, indem man es abwechselnd hebt und senkt. Die Kettfäden werden durch Schlitze und Löcher im Kamm gezogen. Wird dieser angehoben, werden die Fäden in den Löchern mit gehoben, während die Fäden in den Schlitzen nach unten rutschen und sich damit ein Fach bildet. Um das Fach zu wechseln, drückt man den Gatterkamm nach unten, sodass alle Fäden in den Löchern unter jene in den Schlitzen gesenkt werden. Die gebohrten Löcher im Gatterkamm entsprechen Litzen. Ein Gatterkamm kann zusammen mit einem speziellen Bandwebgerät verwendet werden, aber es ist einfacher, die Kette an einem Band um die eigene Taille zu binden und das andere Ende an einem Tischbein oder einem Fenstergriff zu verankern. Da man von sich weg webt, wird es nach mehr als zehn bis zwanzig Zentimetern schwierig, die aktuelle Webstelle zu erreichen. Dann lockert man die Kettfäden, die man um das Taillenband geschlungen hat, und holt das bereits Gewebte zu sich. Bei einem schmalen Band kann man einfach den neuen Webabschnitt am Taillenband festbinden, um die Kette wieder zum Weben bereit vor sich zu haben. Webt man aber breite Stücke oder Bänder, werden diese beim Verknoten zusammengedrückt, dann gerät die Kettspannung durcheinander. In solchen Fällen kann man einen Stab zum Aufwickeln des Gewebes verwenden. Wie das geht, zeigt Kerstin Neumüller auf Seite 50 im Buch.

Wie man eine Kette mit dem Gatterkamm aufzieht, zeigt die Autorin ebenfalls detailliert im Buch. Wir möchten hier nicht zu viel vorwegnehmen und stürzen uns sogleich in schöne Bänder mit Kettripsmuster.

Kettripsmuster
Durch den Aufbau der Kette mit verschiedenartigen Fäden, die entweder durch die Schlitze oder durch die Löcher des Gatterkamms geführt werden, erzeugt man Muster, die sich über die gesamte Bandlänge wiederholen.

Hier kann man nun beliebig mit verschiedenfarbigen Wollfäden experimentieren. Im Folgenden finden Sie Anleitungen für den Aufbau eines Mimosen-, eines Eichelhäher- und eines Mäusespur-Bands:

Mäusespur-Band

  • Kette: ungebleichtes Leinengarn
  • Schuss: ungebleichtes Leinengarn, Baumwollgarn in Indigo

Die Autorin schreibt dazu: Dieses recht schmale Band ist nur sieben Kettfäden breit. Ich verwende diese Art Band häufig, etwa um Proviantdosen zu verschließen, Flechtfrisuren zusammenzuhalten oder auch, um beim Weben die Kette zu spannen. Zu diesem Muster hat mich eine Mäusespur im winterlichen Schnee inspiriert. Es lässt sich ganz schnell weben. Die zwei Musterfäden sind ungefähr doppelt so dick wie die Kettfäden der Grundfarbe und bekommen damit einen plastischen Effekt, der noch verstärkt wird, wenn man sie als Doppelfäden aufzieht.

Mimosen-Band

  • Kette: ungebleichtes Leinengarn, Cottolin in Gelb und Grün
  • Schuss: ungebleichtes Leinengarn

Soll ein Motiv deutlich hervortreten, verwendet man für dafür ein dickeres Garn und für den Hintergrund ein dünneres. Zu diesem Band haben mich die gelben Bällchen der Mimosenblüten inspiriert. Ein schmaler Rand aus grünem Cottolin bildet den Stamm, während die Blütenbällchen aus zwei doppelten gelben Kettfäden bestehen.

Eichelhäher-Band

  • Kette: dünnes Wollgarn in Grau, Weiß und zwei Blautönen
  • Schuss: ungebleichtes Leinengarn

Die Autorin schreibt dazu: Meine Bänder haben meist symmetrisch ausgerichtete Muster, wie »Mäusespur« und »Mimose«. Hier habe ich die Symmetrie verlassen und stattdessen die Farben der Flügelfeder eines Eichelhähers übernommen, die auf einer Seite schwarz ist und auf der anderen Seite ein blauweißes Muster hat. Das Band ist mit einem sehr dünnen Wollgarn gewebt, das ich selbst gesponnen habe. Es kann durch ein dünnes Kammgarn der Stärke Nm 20/2 ersetzt werden. Für den Schuss verwende ich oft Leinengarn, auch für Bänder aus Wolle, weil es das Gewebe schön griffig macht.

Mäusespur-Band (oben rechts), Eichelhäher-Band (darunter), Mimosen-Band (links)

Text: adaptiert und ergänzt aus «Einfach weben»
Fotos: Ellinor Hall
Illustrationen: Kerstin Neumüller


Kerstin Neumüller ist Textilkunsthandwerkerin und Autorin. Sie hält Vorträge und bietet mittlerweile auch in Deutschland Kurse und Workshops an. Rund 50‘000 Follower:innen auf Instagram lassen sich von ihr regelmäßig inspirieren.

 

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