
HauptAutorin Anka Brüggemann: Papier trifft Faden
«Papier trifft Faden» ist bereits das vierte Buch von HauptAutorin Anka Brüggemann. Das druckfrische Buch widmet sich der aktuellen Trendthematik Sticken und zwar in Verbindung mit Papier. Hier werden einige Leser:innen womöglich nostalgisch an ihre ersten Stickversuche in Form von Fadenbildern zurückdenken.
Das Buch geht jedoch darüber hinaus: 25 Projekte in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden werden darin aufgeführt – von Geschenkpapier, Tüten oder Lesezeichen mit Monogramm, über Dekoratives wie kleine Wandbehänge bis hin zum Verspielten.
Im Interview erzählt uns Anka Brüggemann mehr zu den Hintergründen und zur Entstehung des Buches und verrät insbesondere, wie es eigentlich in ihren eigenen vier Wänden ausschaut.
Wie sind Sie zum Papierhandwerk gekommen?
2005 habe ich begonnen, mit Buchseiten zu arbeiten, weil ich eine Deko für einen Laden haben wollte, die den Kunden in Erinnerung bleibt. Anfangs habe ich Fehldrucke und überschüssige Druckbögen aus der Druckerei besorgt – die Verwendung echter Bücher war noch tabu.
Kund:innen haben immer wieder einzelne Objekte begehrt. Das kam mir irgendwann entgegen – es entstand Platz für neue Dekoideen.
Der Turnus für den Dekowechsel wurde immer kürzer und ich hatte riesigen Spaß an der Arbeit mit alten Büchern. Nicht nur das kreative Tun – das eine sehr entspannende Wirkung hat – gefiel, sondern auch, dass ich jeden Tag dazulernte. Buchseite ist nicht gleich Buchseite. Bald wusste ich schon durch Berühren, für welche Technik sich eine Buchseite eignet. Am Anfang hatte ich noch Angst, die Ideen würden mir bald ausgehen. Das Gegenteil ist der Fall. Die Umsetzung einer Idee bringt mindestens zwei neue hervor.
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Wie sind Sie auf die Idee gekommen, gerade dieses Buch zu schreiben?
Schon beim ersten Buch PAPIER-Objekte hatte ich die Idee, was mit Nadel und Faden zu machen. Aber Ideen sind immer mehr da, als ins Buch passen und so blieb diese Technik außen vor.
Bei den PAPIER-Minis hätten einige Objekte ganz gut dazu gepasst, aber sie hätten sehr viel Platz zu Lasten anderer Ideen benötigt, weil die Grundlagen für das Sticken zu umfangreich sind. Und so entschieden wir irgendwann, dem Thema ein eigenes Buch zu widmen.
Ist die Stickerei Ihr liebstes Textilhandwerk? Falls ja, warum?
Wie fast jeder von uns, habe ich – vor allem in meiner Kindheit und Jugend – alles ausprobiert und war jedes Mal mit Begeisterung dabei.
Am Sticken mochte ich schon immer, dass es zeitaufwendig war. Geduld war schon immer meine Stärke. Während andere schnell aufgaben oder gar nicht erst begannen, stickte ich an einer großen Tischdecke mit unendlich vielen Kreuzstichen wochenlang und freute mich, dass das fertige Stück von allen bestaunt wurde.
Das Buch «Papier trifft Faden» ist bereits Ihr viertes Buch in unserem Verlag. Bevorzugen Sie eine Ihrer vorgestellten Buchtechniken (Herstellung von Papierobjekten, Papierminis, Papierblumen oder Papierstickereien) besonders?
In jedem einzelnen meiner Bücher verwende ja schon viele Techniken. Für mich ist die Technik eher Mittel zum Zweck. Habe ich eine Idee für ein neues Objekt, greife ich auf die passende Technik zurück.
Vielleicht bin ich so lange bei den Büchern als Ausgangsmaterial geblieben, weil man sie so vielfältig verarbeiten kann. Die Abwechslung ist das, was ich am meisten mag. Ich hatte noch nie das Gefühl, immer das Gleiche zu tun.
Was hat Ihnen beim Schreiben des Buches besonders viel Freude bereitet?
Besondere Freude bereitet es mir, wie bei den anderen Büchern auch, mit der Grafikerin Yvonne Gernoth zusammenzuarbeiten, die auch eine Freundin ist. Wir sind mittlerweile ein eingespieltes Team, vertrauen und inspirieren einander.
Welches ist Ihr persönliches Lieblings-Projekt im Buch?
Es gibt eigentlich kein Lieblingsobjekt. Während der Arbeit am Buch ist es immer das Objekt, mit dem ich mich gerade befasse. Rückblickend mag ich viele Objekte besonders gerne. Manchmal reicht es schon, ein Objekt an anderer Stelle neu aufzustellen oder aufzuhängen, um mich darin neu zu verlieben.
Wie schaut es eigentlich in Ihren eigenen vier Wänden aus? Papierkunst, wo man hinschaut?
Ich habe einen Laden in der Altstadt von Quedlinburg und in der Nähe meiner Wohnung eine große Werkstatt. Dort stehen oder hängen meine Arbeiten und ich sehe sie jeden Tag.
Deshalb kaufe ich mir für Zuhause als Abwechslung Arbeiten anderer Künstler. Außerdem mag ich Grünpflanzen sehr gerne – die nehmen in meiner Wohnung auch viel Raum ein.
Kann man Ihre Werke aus den Büchern eigentlich auch irgendwo erwerben? Zum Beispiel die gestickten schicken Schafe?
Alle im Buch vorgestellten Objekte habe ich nicht nur einmal gefertigt. Meist habe ich mehrere ähnliche Exemplare. Die verkaufe ich natürlich, wenn das Buch erschienen ist.
Ansonsten gilt: Mit Hilfe der Anleitungen im Buch kann sich jede:r diese Werke selbst schaffen und muss sie nicht kaufen.
Last but not least: Was wollten Sie Ihren Leser:innen schon lange einmal sagen?
Ich sehe meine Bücher vor allem als Inspirationsquelle. Für Anfänger:innen ist es natürlich zunächst hilfreich sich an die Schritt-für-Schritt-Anleitungen zu halten.
Aber grundsätzlich ist es viel origineller, seinen Werken eine persönliche Note zu geben. Deshalb habe ich für den kostenlosen Online-Workshop im Mai auch nicht ein Objekt aus dem Buch gewählt, sondern zeige, wie die Anleitung und Vorlage «Blumenbulle» im Buch zu einem Blumenkranz auf einer Buchseite inspirieren kann.
Nur Mut und einfach mal machen.
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Fotos: ©Anka Brüggemann
Anka Brüggemann ist Gründerin der Marke «Bookogami» für Papierarbeiten aus alten Buchseiten und leitet Workshops zu diesem Thema. Ihr Werkstatt-Laden befindet sich in der Altstadt von Quedlinburg.
www.bookogami.de