
Wildbienen artgerecht unterstützen: Zwei Arten im Porträt
Wildbienen spielen als Bestäuber eine wichtige Rolle für das ökologische Gleichgewicht in der Natur sowie für unsere Nahrungsmittelproduktion. Angela Niebel-Lohmann zeigt in «Wildbienen artgerecht unterstützen» anschaulich, welche Wildbienenart mit welchen Aktionen gezielt und nachhaltig gefördert werden kann.
Zur erfolgreichen Unterstützung von Wildbienen ist eine Kenntnis der speziellen Ansprüche der verschiedenen Arten nötig. Dafür stellt die Autorin 30 Wildbienenarten im Porträt vor. Die ausgewählten Arten sind alle in irgendeiner Form auffällig, sodass auch Laien sie mit etwas Übung erkennen können. Ein Schwerpunkt liegt hierbei auf Wildbienen, die einem im Siedlungsbereich begegnen können.
Zwei Arten, die noch bis in den September hinein zu beobachten sind, stellen wir Ihnen im Folgenden in reduzierten Porträts vor (mehr Details lassen sich in «Wildbienen artgerecht unterstützen» nachlesen.
Garten-Blattschneiderbiene, Totholz- Blattschneiderbiene
Erkennungsmerkmale:
Körperfarbe schwarz, Kopf und Thorax (frisch) bräunlich gelb behaart. Hinterleib in beiden Geschlechtern oft typisch schräg in die Höhe gestreckt.
Weibchen: 12–15 mm; Hinterleib oben abgeflacht, Abdomen kurz, breit, in der Mitte am breitesten, Tergit 1–3 lang beige, 4–6 kürzer schwarz behaart; schmale Endbinden an Tergiten 3–5 oder 4–5. Bauchsammlerin: Scopa orange, aber an der Hinterleibsspitze (Sternit 4–6) schwarz. Tibia und Metatarsus der Hinterbeine verbreitert.
Männchen: 13–14 mm; Tergit 2–4 mit Endbinden, auf Tergit 2 unterbrochen, Tergit 4–5 schwarz behaart; Abdomen lang braungelb behaart, die beiden letzten Segmente nach unten eingekrümmt. Stark verbreitertes Fersenglied am 1. Beinpaar, breiter als die Schiene, weiß mit auffälligem Kamm weißer Fransen, so breit wie der Metatarsus. Die Innenseite der Vorderschenkel mit typisch dünnen, gebogenen schwarzen Streifen. Fühler schwarz, letztes Fühlerglied rundlich verbreitert, wie plattgedrückt.
Nistweise und Habitat:
Solitär, zuweilen kommunal. Die Weibchen nagen ihre Brutzellen in Totholz und nutzen auch vorhandene Käferfraßgänge in morschem Holz oder unter Rinde, aber auch in vorgefundenen Hohlräumen, wie Mauerritzen, Nisthilfen oder im Boden. Mit ihren Mandibeln schneiden sie Stücke aus Blüten- oder Laubblättern heraus und formen kleine, tönnchenförmige Brutzellen innerhalb der Hohlräume. Die Nachkommen überwintern darin als Ruhelarve. Die Art lebt an Waldrändern, in Gärten und Parks, in denen Totholz vorhanden ist.
Wissenswertes:
Die kreisrunden Blüten- und Blattstücke werden zu einer Rolle geformt, die zwischen Beine und Unterleib geklemmt zum Nest transportiert wird. Hieraus bauen die Weibchen einen kleinen Hohlkörper, in den sie Pollen und Nektar eintragen, anschließend ein Ei darauflegen, und den Zugang mit einem überhängenden Blattlappen verschließen. Auf diese Weise werden dort mehrere Brutzellen hintereinander angelegt, und das ganze Nest wird am Ende auch mit Blattteilen verschlossen. Im Garten ist die Bienenart als Bestäuber sehr willkommen, unter Rosenzüchtern jedoch weniger, da die Weibchen die Blattstücke besonderes gerne aus Rosenblättern ausschneiden. Allerdings sind die «Schäden» äußerst gering.
Was man tun kann:
Totholz im Garten an geschützter, sonniger Stelle liegen lassen. Leider werden abgestorbene Laubbäume viel zu schnell entsorgt. Dass manche Menschen Totholz im Garten als «unordentlich» ansehen, muss man ignorieren bzw. sollte versuchen der Nachbarschaft den Sinn und Zweck diese Maßnahme zu erklären. Während der Flugzeit auf ein ausreichendes Blütenangebot achten.
Futterpflanzen:
Polylektisch; nutzt viele verschiedene Pollenlieferanten, wie u. a.:
- Garten-Borretsch (Borago officinalis)
- Weiße Indigolupine (Baptisia alba)
- Schmalblättriges Weidenröschen (Epilobium angustifolium)
- Breitblättrige Platterbse (Lathyrus latifolius)
- Schmalblättriges Weidenröschen (Epilobium angustifolium)
- Breitblättrige Platterbse (Lathyrus latifolius)
- Weiße Indigolupine (Baptisia alba)
- Garten-Borretsch (Borago officinalis)
Unsere Kollegin aus der Herstellungsabteilung hatte die Gelegenheit, eine Blattschneiderbiene beim Nestbau zu beobachten. Sehen Sie selbst:
Buckel-Seidenbiene
Erkennungsmerkmale:
Mittelgroße Sommerbienen, die an Korbblütlern zu finden sind. Kopf und Thorax sind bräunlich weiß behaart. Der Hinterleib ist zugespitzt und trägt ockerfarbene Filzbinden.
Weibchen: 8–9 mm; Gesicht dicht weiß behaart; durch die schütteren Haare des Rückens ist ein glänzender Buckel erkennbar. Das gesamte erste Hinterleibssegment trägt eine lange, schüttere Behaarung. Die breiten Endbinden der Tergite sind ockerfarben, die des ersten Segmentes ist mittig breit unterbrochen.
Männchen: 7–9 mm; ähnlich wie die Weibchen, aber die Binden der Hinterleibssegmente sind alle durchgehend; die Tergite 2–5 tragen schüttere, lange, beige Haare.
Nistweise und Habitat: Solitär; die Weibchen graben selbst eigene Nester in Steilwänden. Da Mauern und auch künstliche Nisthilfen mit lehmigen Substraten ähnliche Eigenschaften wie Steilwände aufweisen, werden sie ebenfalls besiedelt. Das Material muss jedoch so locker sein, dass die Weibchen es bearbeiten können.
Wissenswertes:
Die Männchen findet man dort, wo die Weibchen den Pollen für ihre Brutzellen sammeln, auf Blütenständen von Rainfarn und anderen Korbblütlern. Hier ziehen sie ihre schnellen Bahnen, um gelegentlich Nektar zu tanken.
Was man tun kann: Rainfarn und andere Korbblütler anpflanzen. Frühestens mähen, wenn die Früchte der Futterpflanzen ausgereift sind. Alternativ: Immer einen breiten Streifen ungemäht lassen; hier muss auch darüber nachgedacht werden, Ruderalstellen als solche zu belassen und nicht «in Kultur» zu nehmen oder zu bebauen. Wer Nisthilfen zur Verfügung stellen möchte, kann senkrechte sandig-lehmige Wände/Mauern bauen (kein Beton, darin kann nicht gegraben werden!), die nach Osten ausgerichtet sein sollten. Es werden auch Ziegel mit Bohrlöchern von ca. 5–7 mm Durchmesser besiedelt.
Futterpflanzen:
Oligolektisch auf Asteraceae (Korbblütler), wie u.a.:
- Gold-Schafgarbe (Achillea filipendulina)
- Sand-Strohblume (Helichrysum arenarium)
- Echte Kamille (Matricaria chamomilla)
- Jakob-Greiskraut (Senecio jacobaea)
- Jakob-Greiskraut (Senecio jacobaea)
- Gold-Schafgarbe (Achillea filipendulina)
- Sand-Strohblume (Helichrysum arenarium)
- Echte Kamille (Matricaria chamomilla)
© Alle Bilder: Angela Niebel-Lohmann