
Farbpigmente: Zinnober
Seit jeher spielen Farben im Leben von uns Menschen eine große Rolle. Während in früheren Kulturen Pigmente aus Erde gewonnen wurden, wird in der Moderne vor allem mit chemischen Stoffen experimentiert. Das Buch «Farbpigmente» erzählt die Geschichte der Farben und ihrer Entstehung.
Nachfolgend wollen wir uns dem Mineral und der Farbe Zinnober annehmen.
Die Geschichte dieses Minerals mit seiner leuchtenden roten Farbe beginnt im Jahr 1566, als Zwangsarbeiter in Quecksilberminen das Mineral Cinnabarit abbauten, aus dem Quecksilber extrahiert wurde. Die Arbeit in den Minen war lebensbedrohlich, da das Quecksilber im Gestein zu schweren Vergiftungen führen konnte.
Die Bezeichnung Zinnober wird sowohl für das natürlich vorkommende Quecksilbersulfit als auch für die opake, glänzend rote Farbe, die daraus entsteht, verwendet. Die Farbe kann auch synthetisch hergestellt werden. Die Rezeptur dazu gelangte etwa im 8. Jahrhundert über arabische Alchemisten nach Europa. Jahrhunderte später beschrieb Simone de Monte Dante die Herstellung der Farbe folgendermaßen:
Man nehme einen Teil Quecksilber und einen Teil Schwefel, lege beides in eine Flasche aus Glas und umhülle sie vollständig mit Lehm. Danach setze man es auf ein mäßiges Feuer und bedecke die Flaschenöffnung mit einer Kachel. Alsbald man gelben Rauch aus der Flasche aufsteigen sieht, verschließe man sie, bis sich der Rauch rot, nahezu zinnoberrot verfärbt. Dann nehme man es vom Feuer, und das Zinnoberrot ist fertig.1
Was übrig blieb, war ein schwarzer Klumpen. Die feuerrote Farbe entstand erst, wenn man den Klumpen mit Wasser auf einer Steinplatte zerrieb. Die Verbindung der beiden Substanzen, Schwefel und Quecksilber, machte Zinnober für Alchemist:innen besonders interessant. Trotz des Quecksilber-Gehalts ist Zinnober als sehr stabiles Sulfid ungiftig!
Die Informationen zum Farbstoff stammen aus dem Buch «Farbpigmente» von David Coles.
1 gemäß Simone de Monte Dante del Zazera, Questo libro et ne di Simone de Monte Dante dela Zazera … 10 chopiai el mesa di novembre 1422, zitiert in «Historical Painting Techniques, Material, and Studio Practice», University of Leiden, the Netherland, 26-29 June, 1995. Herausgegeben von Arie Wallert, Erma Hermens und Marja F. J. Peck, 1995.
David Coles ist Gründer und Chefmaler der australischen Firma Langridge Artist Colors, einer der weltweit renommiertesten Hersteller von Ölfarben für Künstler:innen. Er ist regelmäßig Gastdozent an führenden Kunsthochschulen.