Von Hand geformt: Herbstliche Blätterschale aus Ton

«Höchste Zeit mal wieder mit Ton zu gestalten!»
Das denke ich gefühlt täglich, wenn ich das luftdichtverpackte Ton-Bündel in meinem Bastelzimmer erspähe, wie es einsam vor sich hin vegetiert und darauf wartet, endlich wieder ausgepackt und kreativ verwendet zu werden.
Mit dem neu erschienen Buch «Von Hand geformt» von Künstlerin Lilly Maetzig und den darin aufgeführten «gluschtigen» Töpfer-Projekten könnte dieses Unternehmen tatsächlich Form annehmen (im wahrsten Sinne des Wortes).

Ganze 22 Gebrauchs-Objekte (hauptsächlich für die Küche) können mithilfe des Buches und den Anleitungen und Tipps der Autorin von Hand, ganz ohne Töpferscheibe nachgearbeitet werden. Zudem bietet Maetzig darin auch umfassende Infos zu Pinch-, Wulst- und Plattentechnik, erklärt Brenntechniken und Ofenmodelle und gibt Tipps zum Umgang mit Glasuren.

Einen kleinen Einblick gewähren wir euch mit der folgenden herbstlichen Anleitung zur Herstellung einer Blätterschale aus Ton. Und ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich möchte am liebsten gleich loslegen …

Herbstliche Blätterschale

Das raffinierte Behältnis wird ganz konventionell aus einer Tonplatte hergestellt. Für dieses Projekt sind Blätter von allen möglichen Pflanzen geeignet. Mein persönlicher Favorit ist Wirsing. Die unglaublich feine Aderung übertragt sich perfekt auf den Ton. Haltet aber auch nach anderen interessanten Blättern Ausschau! Diese können sowohl in der Küche als auch im eigenen Garten oder auf einem Spaziergang in der Natur gefunden werden. Besonders jetzt in der Herbstzeit sollte das kein Problem sein.

Material und Werkzeug:

• etwa 400 – 700 g Ton, je nach Größe der Schale
• interessant strukturiertes frisches Blatt
• Ton- oder Teigroller und Leisten
• Skalpell oder Töpfermesser
• Töpfernadel
• Buckelform, weite, flache Einpressform aus geschrühtem Ton oder eine einfache Schüssel
  (Einpressform oder einfache Schüssel mit Frischhaltefolie oder Papier ausgelegt)
• Modellierholz
• Schlicker und Pinsel
• Holzbrett
• Schwamm

Anleitung:

1. Ein schön geadertes Blatt aussuchen.
2. Eine etwa 8 mm dicke Tonplatte ausrollen. Sie muss etwas grösser als das verwendete Blatt sein.
3. Das Blatt vorsichtig faltenfrei auf die Tonplatte auflegen und aufpressen. Vorsichtig mit dem Tonroller überrollen, damit sich die feinen Texturen deutlich auf die Masse übertragen. Es darf dabei nicht verrutschen.
4. Das Blatt noch nicht abnehmen. Mit Skalpell oder Töpfermesser die Umrisse vorsichtig ausschneiden, den Tonüberschuss abziehen und von der Unterlage entfernen.
5. Mit der Nadelspitze unter dem Blatt ansetzen, Blattfläche an einer Ecke vorsichtig anheben. Von hier aus das gesamte Blatt von der Tonfläche abziehen, bis die Struktur darunter zum Vorschein kommt. Manchmal bleibt das Blatt teilweise kleben oder der Rohling wird mitsamt dem Blatt hochgezogen und will sich nicht lösen. In diesem Fall besonders behutsam vorgehen.
6. Anschließend erhält die Platte ihre Wölbung. Ich verwende dazu eine Buckelform. Falls man nichts Derartiges zur Hand hat, reicht es auch, das Tonblatt in eine flache Schale einzupassen, die vorher mit Frischhaltefolie, Kuchen- oder Zeitungspapier ausgelegt wird, damit der Ton nicht festklebt.
7. Das Tonblatt vorsichtig auf bzw. in die Form legen und lederhart antrocknen lassen. Bei Buckelformen mit der Musterung nach unten, bei Schalen nach oben.
8. Falls man das Blatt in einer Schale geformt hat, entnimmt man es in lederhartem Zustand und legt es kopfüber auf ein zusammengeknülltes Handtuch.
9. Drei kleine Tonkügelchen rollen, die etwa so groß wie Murmeln sein sollten. Diese auf der Arbeitsfläche zu Würfeln formen.
10. Die glatte Unterseite des Tonblattes aufrauen (kann mit Messer erfolgen) und einschlickern (S. 43 im Buch erklärt diesen Prozess genauer), jeden der Tonwürfel ebenfalls an einer Fläche aufrauen. Die drei Füßchen gleichmäßig verteilt unter dem Blatt arrangieren.
11. Ein Holzbrett auflegen. Darunter hindurchschauen und prüfen, ob das Brett gleichmäßig auf allen drei Füssen aufsitzt. Falls nicht, entweder das Brett etwas kräftiger andrücken, sodass die Tonwürfel sich weiter anpassen, oder das Brett abnehmen und die Füße einzeln abflachen, bis es nicht mehr wackelt.
12. Füße mit Modellierholz und Schwämmchen versäubern.
13. Das Tonblatt umdrehen und die Kanten ebenfalls mit dem feuchten Schwamm abrunden und glätten. Auf den Füssen stehend trocknen lassen.
14. Nach einer ca. einwöchigen Trocknungsphase kann das Blatt in einem Brennofen gebrannt und nach Belieben im Anschluss auch noch mit einer Glasur überzogen und erneut gebrannt werden (mehr Infos zu Brand und Glasur finden sich im Buch).

Fotografien: ©India Hobson, 2023

Lilly Maetzig ist die Künstlerin hinter der Marke Mae Ceramics. In ihrem Londoner Studio fertigt sie Keramikobjekte für die gehobene Gastronomie und Designläden an. www.maeceramics.com