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Die Domestikation der Erde: Hauptautor Peter Baccini im Interview

Seit wir Menschen sesshaft wurden, haben wir unsere Ansprüche an die Menge Wasser, Bodenflächen, Nahrungsmittel, Energieträger und Baustoffe über die Jahrtausende langsam gesteigert. Kurz gesagt: Wir domestizierten die Erde. Nun, zu Beginn des 21. Jahrhunderts, zeigt sich immer deutlicher, dass … Weiterlesen →

Seit wir Menschen sesshaft wurden, haben wir unsere Ansprüche an die Menge Wasser, Bodenflächen, Nahrungsmittel, Energieträger und Baustoffe über die Jahrtausende langsam gesteigert. Kurz gesagt: Wir domestizierten die Erde.

Nun, zu Beginn des 21. Jahrhunderts, zeigt sich immer deutlicher, dass der ständig wachsende Verbrauch natürlicher Ressourcen uns in eine Sackgasse führte. In «Die Domestikation der Erde» zeigt Peter Baccini, wie im 20. Jahrhundert versucht worden ist, die negativen Nebenwirkungen des Ressourcenkonsums zu korrigieren – manchmal erfolgreich, und manchmal auch nicht.

Der Autor argumentiert, dass trotz dieser durchzogenen Bilanz die Menschheit über die technischen und wirtschaftlichen Fähigkeiten verfügt, sich aus dieser «Ressourcenfalle» zu befreien. Im Interview erzählt er uns, was ihm an seinem Buch in Bezug auf die Leserinnen und Leser besonders wichtig ist, und zeigt auf, welche politischen Regelwerke notwendig wären, um uns aus der Ressourcenfalle zu befreien.

Der Mensch steckt im 21. Jahrhundert in einer selbstgebauten und komfortablen Ressourcenfalle. Können Sie kurz Beschreiben, wie es dazu kam?
Homo sapiens lebte als Jäger und Sammler über rund zehntausend Menschen-Generationen von den ökologisch bedingten Angeboten seiner natürlichen Umwelt. Erst vor rund dreihundert Generationen begann er, sich einen eigenen Lebensraum zu schaffen (die erste Anthroposphäre), in dem er gezielt Pflanzen und Tiere domestizierte, um seine Versorgung mittelfristig zu sichern und von der natürlichen Umwelt weniger abhängig zu werden. In der sesshaften Lebensweise entwickelte er für sich eine solar-agrarische Versorgungswirtschaft. Das Bevölkerungswachstum stieg, die Anthroposphären vom Typ 2  breiteten sich territorial langsam aber stetig aus. Es entwickelte sich eine Erwerbswirtschaft. Die technische Infrastruktur für ihren Ressourcenhaushalt wurde vielfältiger und komplexer. Erst vor rund sechs Menschengenerationen gelang es ihm, eine fossil-maschinelle Infrastruktur aufzubauen. Dieser Prozess erfolgte mit rasantem exponentiellem Wachstum und domestizierte den ganzen Planeten. Der Mensch wurde zum wichtigsten geologischen Akteur. Im 21. Jahrhundert finden Milliarden von Menschen rund um den Globus bequemen Zugang zu allen materiellen Gütern, die im Überfluss angeboten und erworben werden können und ihnen ein Leben in Wohlfahrt ermöglichen.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert wurden, vor allem basiert auf naturwissenschaftlichen Erkenntnissen, die negativen Nebenwirkungen auf die ökologischen Eigenschaften des Planeten vorgestellt mit der Hypothese, dass für eine Fortsetzung dieses extrem beschleunigten Wachstums der Anthroposphäre vom Typ 3 die dafür notwendigen physischen Ressourcen fehlen werden. Homo sapiens hat mit seinem Verhaltensmuster den Planeten nicht mit Weitsicht und in kleinen Schritten domestiziert, sondern ist innert 150 Jahren fast blindlings in eine selbstgebaute Falle gerannt, mit zwei Fesseln, die des Wachstumszwangs und die der fossil-maschinellen Infrastruktur.

Was für Bestrebungen gab es bisher, die negativen Nebenwirkungen unseres Ressourcenkonsums zu korrigieren?    
Mit Umweltschutz bezeichnete man ab den 1960er Jahren all jene Maßnahmen, um die ersten Symptome wie die sinnlich erfahrbare Verschmutzung der Gewässer, der Atemluft und der landwirtschaftlichen Böden zu vermeiden. Naturwissenschaftler untersuchten die diversen Ökosysteme, um deren Energie- und Stoffhaushalt zu verstehen. Ihre ersten Modelle erlaubten abzuschätzen, welche stofflichen und energetischen Belastungsgrenzen nicht überschritten werden dürfen, damit die ökologische Qualität sowohl der natürlichen Umwelt als auch der anthropogenen Infrastruktur erhalten bleibt. Die Festlegung solcher Grenzen und deren Etablierung waren durchwegs politische Entscheidungen, denn sie standen stets im Konflikt von ökonomischen und ökologischen Interessen. So wollte der Nahrungsmittelproduzent mehr Dünger, der Umweltschützer weniger davon (Bsp. Phosphate in den Gewässern). Produzenten und Konsumenten von Transportmitteln mit Verbrennungsmotoren wollten mehr Fahrzeuge mit höheren Leistungen, die Umweltschützer dagegen weniger Abgase (Bsp. Oxide von Kohlenstoff und Stickstoff). In diesen Konflikten zeigte sich schon früh die grundsätzliche Auseinandersetzung zwischen «Ökonomischer Fortschritt mit Wachstum des Ressourcenkonsums» und  «Bewahrung der ökologischen Qualität durch Ressourcenbegrenzungen». In einigen Bereichen, meist regional begrenzt und wirtschaftlich kompatibel, gelangen mit Geboten, Verboten, besserer Technik und Ausbildung erfolgreiche Korrekturen. Sie sind aber nur kleines Flickwerk. Gegen Ende des 20. Jh. wurde weltweit erkannt, dass es für den globalen Ressourcenhaushalt des Menschen verbindliche Grenzsetzungen braucht, um massive und lebensgefährdende Veränderungen wie Klimaerwärmung, Abbau der Biosphäre und Verschwendung lebensnotwendiger Mineralien zu vermeiden. Ein Manifest für eine «Nachhaltige Entwicklung» (so die Bezeichnung durch die UNO ab 1987) wurde ausgerufen. Rund dreißig Jahre später muss nüchtern festgestellt werden, dass die ersten Zwischenziele bei weitem nicht erreicht wurden.

Sie schreiben, dass der Mensch über die technischen und wirtschaftlichen Fähigkeiten verfügt, sich selbst aus dieser Ressourcenfalle zu befreien. Bisher fehlen aber noch die notwendigen politischen Regelwerke dafür. Können Sie hierfür ein Beispiel nennen?
Aus naturwissenschaftlicher Sicht steht genügend solare Energie zur Verfügung, um eine Menschheit mit rund 10 Milliarden Köpfen zu versorgen. Aus ingenieurwissenschaftlicher Sicht verfügen wir bereits über eine Vielfalt von technischen Verfahren, die solare Strahlung in Wärme, chemische, elektrische und kinetische Energie umzuwandeln, zu speichern, und sie nach Bedarf in geeigneten Netzen zum Verbraucher zu transferieren. Es bestehen auch bereits Blaupausen, um für eine Nation einen maßgeschneiderten solar-maschinellen Energiemix aufzubauen und dazu parallel aus dem bestehenden fossil-maschinellen System auszusteigen. Es gibt bereits Kommunen, welche dies in den vergangenen 20 Jahren geschafft haben, sogar mit eigenen Finanzmitteln (Bsp. Samsö in Dänemark).  Noch gibt es, in der dritten Dekade des 20.Jh., weltweit noch keine Nation, welche dies annähernd geschafft hätte, obwohl die wohlhabenden unter ihnen über die finanziellen Mittel verfügen.  Die dafür notwendigen politischen Regelwerke sind zu wenig wirksam, trotz der in Verfassungen und Gesetzen festgelegten Verpflichtung. Noch immer wird der dringend notwendige «Energiewandel» seit Jahrzehnten durch jene Interessenvertreter verzögert,  welche mit rein ökonomischen Argumenten für ihre Branche am fossil-maschinellen System so lange wie möglich festhalten wollen. Die erfolgreichen Bremser sind nicht die Leugner der Klimaerwärmung und die Milliarden von Menschen mit tiefem Einkommen nahe am Existenzminimum. Es sind die wohlhabenden Gesellschaften, welche sich bis heute politisch erfolgreich dagegen wehren, ihre Investitionen prioritär für eine neue Infrastruktur zu tätigen. Das Adjektiv «nachhaltig» wird primär dafür verwendet, um die täglichen Güter mit kosmetischen Anpassungen im Markt zu halten. Dieser leitet von sich aus, d.h. aus rein sozio-ökonomischen Gründen, keine Transformation ein, welche eine ultimative Befreiung aus der fossil-maschinellen Falle möglich macht. Aus der Menschheitsgeschichte können wir lernen, dass nur der feste politische Wille ganzer Gesellschaften solche großen Herausforderungen meistern kann.

Was denken Sie, wird die Lektüre von «Die Domestikation der Erde» bei den Leserinnen und Lesern auslösen? Gibt es etwas, das Ihnen dabei besonders wichtig ist?
Als Autor stelle ich mir vor, dass ich mit dem großen Bogen, den ich mit  der Darstellung des Ressourcenkonsums über die jüngste Menschheitsgeschichte spanne, erst einmal das Interesse wecke für die Zusammenhänge zwischen Institutionen und Infrastrukturen in der kulturellen Entwicklung. Dieses Grundverständnis ist meiner Meinung nach notwendig, um die Einsicht zu gewinnen, dass die heute rund 200 Nationen auf «unserem Planeten» (wir bekennen uns mit diesem anmaßenden Besitzanspruch sowohl zur Domestikation als auch zur damit verbundenen Verantwortung) vor einer riesigen Herausforderung stehen, die es in dieser Art und in diesem Ausmaß noch nicht gegeben hat. Ich erhoffe mir, dass die vorgelegten Sachverhalte mithelfen, den bis jetzt schwächsten Eckpunkt im Ressourcen-Tetraeder zu stärken, nämlich das politische Regelwerk, und dies prioritär auf nationaler Ebene, damit ohne weiteren Verzug maßgeschneiderte Transformationsprojekte für eine solar-maschinelle Infrastruktur realisiert werden können, pragmatisch, ohne ideologisch begründete Prämissen aus Ansprüchen der vermeintlich einzig richtigen und allseits gerechten Weltordnung. Besonders wichtig ist mir dabei die anthropologisch erworbene Einsicht, dass der Homo sapiens immer noch mit seinen drei Naturen und den Prägungen der drei zurückliegenden Anthroposphären diese Transformation angehen muss, über Versuch und Irrtum, offen für die Vielfalt der möglichen Lösungen.

Illustrationen: Angela Baccini


Peter Baccini (*1939) ist ein Naturwissenschaftler, der als Professor der ETH Zürich in einem Forschungsteam mit Ingenieuren, Naturwissenschaftlern, Ökonomen und Architekten den Ressourcenhaushalt dicht besiedelter Regionen untersuchte. Als Präsident der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (2001-2006) setzte er sich dafür ein, den Dialog zwischen Wissenschaft und Politik zu verbessern.

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