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Karten, die die Welt veränderten: Eine Reise durch die Jahrhunderte

Wie haben Karten den Lauf der Geschichte geprägt? Wann wurden die ersten Karten geschaffen und zu welchem Zweck? Welche Vorstellungen von der Welt bilden sie ab? In «Karten, die die Welt veränderten» nimmt uns Philip Parker mit auf eine spannende … Weiterlesen →

Wie haben Karten den Lauf der Geschichte geprägt? Wann wurden die ersten Karten geschaffen und zu welchem Zweck? Welche Vorstellungen von der Welt bilden sie ab? In «Karten, die die Welt veränderten» nimmt uns Philip Parker mit auf eine spannende und reich bebilderte Reise durch die Geschichte der Kartografie.

Anhand der wichtigsten kartografischen Werke und ihrer Entstehungsgeschichte zeigt er auf, wie sich die Kunst der Kartenerstellung über die Jahrhunderte entwickelt und die Welt, wie wir sie kennen, Gestalt angenommen hat – von den ersten Versuchen antiker Zivilisationen, die Welt zu verstehen, über die ersten Seekarten und Atlanten im späten Mittelalter bis hin zu den digitalen Kartierungssystemen von heute. Einen kleinen Einblick, sozusagen eine Reise durch die Jahrhunderte im Schnelldurchlauf, möchten wir Ihnen hier im Folgenden geben. Wir starten dabei mit der Frühgeschichte des Atlas und enden mit der digitalen Kartografie – bei Google Maps und Co.

Die Frühgeschichte des Atlas (bis um 1200)

Bevor die Menschen Atlanten herstellten, fertigten sie Karten an. Die erste Karte stammt wohl aus der jungsteinzeitlichen Siedlung Çatalhöyük nahe Konya in der Türkei. Die Menschen, die dort um 6200 v. Chr. ihren Lebensunterhalt mit einer frühen Form von Ackerbau und dem Handel mit Obsidian (einem vulkanischen Gesteinsglas) bestritten, lebten in einem engen Wirrwarr aus rechteckigen Lehmziegelhäusern, die wie antike Schiffscontainer übereinandergestapelt standen. Zwischen Leoparden-Fresken und den verputzten Stierschädeln, mit denen sie die Wände dekorierten, malten die Menschen von Çatalhöyük das welterste Bild eines Vulkanausbruchs an die Wand. Es zeigte, wie der dreieckige Kegel des Hasan Dagı Feuer und Lava ausstieß. Ein Netz aus Rechtecken mit schwarzen Punkten darin im Vordergrund stellt die Stadt selbst dar. Noch vor der Erfindung der Schrift– die noch weitere 3000 Jahre auf sich warten ließ– hatte die lange Frühgeschichte des Atlas in Form dieses merkwürdigen Stadtplans schon begonnen …

Weltkarte nach Ptolemäus’ zweiter Projektion, Geographia, um 150 (Cosmographia von Nicolaus Germanus, 1482), © Brandmeister~commonswiki (public domain)

Die Welt wird grösser: die ersten Atlanten (um 1200 – 1492)

In den drei Jahrhunderten ab 1200 wurden durch diverse Innovationen die Grundlagen für die größeren Schritte im Zeitalter der Entdeckungen und der wissenschaftlichen Revolutionen gelegt. Im 13. Jahrhundert begannen sich zentralisierte Königsreiche zu festigen. Gleichzeitig knüpfte oder erneuerte die pulsierende Wirtschaft in italienischen Stadtstaaten, wie Pisa, Venedig und Genua Verbindungen in den östlichen Mittelmeerraum und darüber hinaus. In der Welt nahm geografisches Wissen und der Durst nach Informationen über ferne Länder stetig zu. In Europa nahm dieser Prozess im 14. Jahrhundert an Fahrt auf, als die seefahrenden Nationen an der europäischen Atlantikküste erste zaghafte Erkundungsfahrten ins Unbekannte unternahmen. Ihren Höhepunkt erreichte die Entwicklung schließlich mit Vasco da Gamas Expedition nach Indien 1497–1498. Diese Horizonterweiterungen erforderten und erzeugten Karten, sowohl in der alten Tradition der Weltkarten, die dank der Wiederentdeckung der Originalwerke des Ptolemäus in Europa nun komplexer wurden, als auch durch die Zunahme der Anzahl regionaler Karten, da Monarchen visuelle Darstellungen ihrer Macht und Wegweiser in ihre expandierenden Reiche verlangten. Gleichzeitig entstand auch eine eher praxisorientierte Tradition, da das wachsende Netz von Handelsrouten die Zunahme von praktischen Hilfsmitteln für die Navigation und das Aufkommen der ersten echten Seekarten beschleunigte. Diese waren für die Küstenlotsen gedacht, die Händlerschiffe sicher in einheimische Häfen brachten, aber auch für Fernreisen.

Die vielleicht berühmteste Weltkarte aus dieser Übergangszeit und zweifellos eine der
üppigsten ist der Katalanische Weltatlas, der in den 1370er-Jahren auf Mallorca entstand. Seine sechs Doppeltafeln, die prachtvoll auf Pergament gemalt und dann auf Bretter montiert worden waren, wodurch sie sich zusammenfalten ließen, bildeten einen Atlas, der eines Königs würdig war.

Katalanischer Weltatlas, © Crisco (public domain)

Die Fahrt von Christoph Kolumbus nach Amerika und das neue Zeitalter europäischer Entdeckungen, die sie einläutete, markierten schließlich eine neue Epoche in der Geschichte der Kartografie …

Neue Horizonte (1500 – 1550)

Im 16. Jahrhundert wurden Karten zu etwas Allgegenwärtigem. Das Zeitalter der Entdeckungen rief nicht nur ein Interesse an Karten wach, sondern schuf auch ein Angebot, das sie einem breiten Publikum zugänglich machte, während sie zuvor nur unter Eliten, Entdeckern und Händlern kursierten. Im Ergebnis stieg in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Anzahl der veröffentlichten Karten sprunghaft an. Weil sie sich dank der neuen Drucktechnologie schnell produzieren ließen, ging der Bestand am Ende des Jahrhunderts in die Millionen.

Weltkarte Juan de la Cosa.  Diese Karte enthält die erste
kartografische Darstellung des amerikanischen Doppelkontinents. 1500, © WH Pics Alamy

Die erste Weltkarte, die die neue Ära sowohl der Kartografie als auch der Entdeckungen einläutete, stammt von Juan de la Cosa (1460–1510), dem Eigentümer der Santa Maria, der Kolumbus auf seinen ersten drei Reisen begleitete. Die 1500 entstandene Karte zeigt erstmals die Welt annähernd in der Größe, wie wir sie heute kennen, auch wenn natürlich die Antarktis und Australien fehlen, die beide erst später von den Europäern entdeckt wurden.

In diesem Kapitel erfahren Sie übrigens auch, wie Amerika zu seinem Namen kam und was die Karte von Martin Waldseemüller, die Sie im Folgenden sehen, damit zu tun hat. Ganz aufmerksame Betrachter:innen können es vielleicht schon erkennen?

Weltkarte, Martin Waldseemüller, 1507, © Alvesgaspar (public domain)

Das goldene Zeitalter des Atlas (1550 – 1600)

Das halbe Jahrhundert nach 1550 war das goldene Zeitalter des Atlas. In dieser Zeit stellten einige der größten Kartografen der Geschichte Karten her, die neue Standards im Hinblick auf die Genauigkeit, die innovativen Projektionen, die sie anwandten, die Darstellung und die Einbeziehung eines immer genaueren geografischen Wissens über die Welt setzten.

Die folgende Karte, hergestellt in Valencia zu einer Zeit, als Sizilien unter der Herrschaft der aragonischen Krone stand, zeigt eine sizilianische Landschaft voller Städte und Dörfer. Besonders hervorstechend sind der Vulkankegel des Ätna und der pulsierende Hafen von Palermo.

Sizilien, Atlas Portulano, Juan Martinez, © Album Alamy

Der Atlas wird vielfältig (1600 – 1700)

Im 17. Jahrhundert wurden Karten für die wachsende Mittelklasse in den Städten Europas immer alltäglicher. Rivalisierende Verleger brachten immer mehr Daten in Umlauf, die frei verfügbar waren und nicht mehr nur in den Seewarten der wichtigsten Seefahrernationen aufbewahrt wurden. Die Niederlande, noch immer ein Hauptzentrum der Kartenproduktion, bemächtigten sich verschiedener Gebiete im Indischen Ozean, die sich bisher in spanischer und portugiesischer Hand befunden hatten (beispielsweise Malakka auf der Malaiischen Halbinsel), und die Expansion Englands und Frankreichs nach Übersee nahm Fahrt auf (vor allem in Nordamerika und im Sklavenhandel an der Westküste Afrikas).

Die Niederländer waren es dann auch, die Australien detailliert kartierten. Deren wachsendes Wissen über die australische Küste gelangten als geheime Informationen zu Wessel Gerritsz, dem offiziellen Kartografen. Dieser baute sie schließlich in seine Karten ein.

Die Kartierung der Nation (1700 – 1800)

Um 1700 war Europa aus den Turbulenzen des vorangegangenen Jahrhunderts wiederaufgetaucht, und die Religionskriege in Frankreich und Deutschland, die Bürgerkriege auf den britischen Inseln und die Zeit der Wirren – eine Periode dynastischer Krisen und Bürgerkriege, die Russland zwischen 1598 und 1613 schüttelte – waren nur noch ferne Erinnerungen. Zunehmend selbstbewusste Monarchien, allen voran Frankreich und Großbritannien, bemühten sich, wissenschaftliche Fortschritte für sich zu nutzen, vor allem in der Militärtechnologie, aber auch in der Kartografie. Die Weiterentwicklungen wurden sowohl genutzt, um die Grenzen zu kartieren – im Fall des Devolutionskrieges Ludwigs XIV. (1667–1668) und anderer Landnahmen in den Niederlanden die expandierenden Grenzen –, als auch, um umfassendere Karten des Kerngebietes königlicher Domänen zu erstellen. Kurz, was die Regierungen und Monarchen des 18.Jahrhunderts wollten, war eine Karte der Nation. Alleine die Vermessung Frankreichs verschlang erstaunliche anderthalb Jahrhunderte und wurde für die vier Generationen der Familie Cassini, die sie durchführten, fast zu einer Art persönlichem Kreuzzug. Lesen Sie mehr dazu im Buch!

Die Blütezeit der imperialen Kartografie (1800 – 1900)

Im 19. Jahrhundert kam es zu einer beträchtlichen Erweiterung der Einflussgebiete europäischer Mächte auf dem Globus, insbesondere Frankreichs und Großbritanniens, die sich großer Teile Afrikas bemächtigten (beschleunigt wurde dieser Prozess vom sogenannten «Wettlauf um Afrika» in den 1880er-Jahren, der auch Deutschland mit hineinzog; dessen ehrgeiziger Kaiser Wilhelm II. bemühte sich eifrig darum, Deutschland ebenfalls einen «Platz an der Sonne» zu sichern, wie er es nannte). In Asien fielen die verbleibenden Teile des indischen Subkontinents unter Großbritanniens Einflussbereich, während Indochina (das heutige Laos, Vietnam und Kambodscha) von den Franzosen kolonialisiert wurde und Malaya wiederum von den Briten. Die Notwendigkeit, diese Gebiete zu kartieren, sowohl zum Zwecke der imperialen Verwaltung als auch zur Befriedigung der Neugier der in Europa Verbliebenen nach Informationen über die neuen Reiche, wuchs im Gleichschritt mit einer zunehmenden Verfeinerung der Landvermessung und Kartierung in den Heimatländern.

Atlanten und Kriege (1900 – 1950)

Frankreich und Großbritannien waren um 1900 auf dem Höhepunkt ihres Selbstbewusstseins. Große Teile Afrikas hatten sie unter sich aufgeteilt, an ihren Gebieten in Süd- und Südostasien hielten sie weiterhin fest. Auch Deutschland und Italien waren unter die Kolonialmächte gegangen, wenn auch in geringerem Umfang, und es schien, als könne kaum etwas die Kontrolle der europäischen Mächte über ihre Kolonialreiche erschüttern. Die zweite Phase der industriellen Revolution am Ende des 19. Jahrhunderts hatte Fortschritte in der Drucktechnik gebracht, und das steigende Einkommen der Mittelklasse in Europa und den USA schuf einen wachsenden Markt für Karten aller Art, von traditionellen Wandkarten der Welt bis hin zu allgemeinen Atlanten, Schulatlanten und tragbaren Stadtführern für die großen Städte, deren Bevölkerungswachstum dazu führte, dass sie ständig neue Vororte eingemeindeten, die kartiert werden mussten. Doch als im nächsten halben Jahrhundert zwei Weltkriege den europäischen Kontinent, große Teile des Nahen Ostens und Nordafrikas sowie (im zweiten Krieg) Gebiete im Pazifik, in China und Südostasien verwüsteten, wurde dieses Selbstbewusstsein zerschlagen und die Kartografie für andere Zwecke eingesetzt. Eine Zeit lang war nur noch das Militär für Kartierungen zuständig. Es gab keine zivilen Landvermessungen mehr, und die Kartierung in großem Umfang wurde im Sinne der nationalen Sicherheit eingeschränkt. Dennoch wurden immer noch Karten kolonialisierter Gebiete (darunter Palästina und Indien) angefertigt, ebenso wie neue Nationalatlanten der Länder, deren Staatsgebiete nicht direkt von den Kriegen betroffen waren (beispielsweise Kanada). Themenkarten wurden weiter verfeinert, und wegen der ständigen Nachfrage nach Schul- und allgemeinen Atlanten gehörten Karten mehr denn je zum Alltag.

Ein Atlas der Gesellschaft (1950 – 2000)

Das letzte große Zeitalter der gedruckten Atlanten hielt für Privatpersonen eine nie dagewesene Palette an Beispielen aller Formate und Größen bereit. Die Dekolonialisierung schuf Dutzende neuer unabhängiger Nationen, und jede übernahm die Verantwortung für ihre eigene Kartierung, indem sie neue Atlanten und neue Visionen des Landes schuf. Das Weltraumzeitalter lieferte neue Möglichkeiten der Vermessung; die Satellitenfotografie ergänzte die Luftaufnahmen, sodass nun Karten erstellt werden konnten, ohne ein Gebiet auch nur zu betreten. Die Kartografie fand in der Blütezeit kommerzieller thematischer Publikationen immer neue Anwendungsmöglichkeiten, einige davon hoben in agitatorischer Absicht soziale Ungerechtigkeiten oder die unheilvollen Auswirkungen der Rivalität zwischen den Supermächten und des Wettrüstens im Kalten Krieg hervor, andere kartierten die politische und ökonomische Geschichte von Ländern in nie dagewesener Detailgenauigkeit. Gegen Ende dieser Zeit wurde erstmals die digitale Kartierung möglich und damit die Zusammenstellung, Anfertigung und Korrektur von Karten in beispielloser Geschwindigkeit und ihre Veröffentlichung zu geringeren Kosten. Doch als das 20. Jahrhundert sich seinem Ende zuneigte, deutete sich eine Herausforderung an, vor der die Kartenerstellung in ihrer fünftausendjährigen Geschichte so noch nie gestanden hatte, als das Aufkommen des Internets virtuelle Karten von einem Science-Fiction-Traum zu einer realen Möglichkeit beförderte.

Ein Atlas unter jedem andern Namen (2000 – )

Heutzutage wird wohl kaum mehr jemand eine Karte nutzen, um von A nach B zu kommen. Zu praktisch ist die Suche des richtigen Wegs mit Google Maps und Co.

So schreibt auch Philip Parker: Das Aufkommen der digitalen Kartografie schien ein neues Zeitalter der Atlanten anzukündigen, da Datenbanken nun rasch aktualisiert und Daten genutzt werden konnten, um ein breites Spektrum an Karten schneller als je zuvor zu erstellen. Dann wurden Karten-Apps im Internet veröffentlicht; ihr frühes, recht unhandliches Format in Form einer Reihe statischer Karten war mit dem Fortschreiten der Technologie bald wieder überholt. Mit dem Start von Google Maps 2005 und der Verfügbarkeit immer leistungsfähigerer Smartphones hatte plötzlich jeder einen Atlas in der Tasche. Nun war es möglich, mit wenigen Klicks oder Taps auf Karten von praktisch jedem Teil der Welt zuzugreifen und innerhalb von Minuten maßgeschneiderte Karten mit individuellen Einblendungen zu erstellen.

Nichtsdestoweniger sind Karten heute allgegenwärtiger als je zuvor. Fast jeder hat heute tatsächlich einen Atlas (oder nahezu unendlich viele Atlanten) in der Tasche, und für alle, denen traditionelle gedruckte Karten lieber sind, stehen auch diese noch immer zur Verfügung. Karten in digitaler Form sind immer noch Karten (genauso wie damals, als sie auf Fresken gemalt, in Stein gemeißelt oder in Tontafeln geritzt wurden), nur sind sie heute leichter zugänglich und werden im Alltag häufiger genutzt als jemals zuvor. Der Atlas ist keineswegs tot, er hat ein zweites Leben begonnen.

Damit ist unsere Reise bereits zu Ende. Wer weiß, wohin sie in Zukunft noch führt … Wenn Ihnen das zu schnell ging und sie Lust auf mehr bekommen haben, dann empfehlen wir wärmstens einen Blick ins Buch!

Text: adaptiert aus «Karten, die die Welt veränderten»


Philip Parker ist Historiker mit einem besonderen Interesse an der Bedeutung von Karten und der Art und Weise, wie wir sie nutzen können, um Geschichte zu erforschen.
Er studierte Geschichte an der Trinity Hall, Cambridge, und Internationale Beziehungen an der Johns Hopkins School of Advanced International Studies in Bologna. Zuvor arbeitete er als Diplomat, Herausgeber und Verleger. Er lebt in London.

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